09.03. – Löwen, Kühe und Raupen

(Anmerkung der Redaktion: Aufgrund technischer Probleme folgen heute drei Blog-Einträge auf einmal!)

Mit Aufgang der Sonne begann ein neuer Tag in Südafrika, der weiterhin viele Abenteuer für uns bereithalten sollte, auch wenn es für einige unter uns der letze Tag dieser Reise war. Wie an den meisten Tagen in Ratanda saßen wir Deutschen um 08:30 zwar etwas müde (der letze Abend am Lagerfeuer war lange gewesen) aber dennoch pünktlich am Frühstückstisch, während die Lesedis deutlich entspannter mit der Zeit eintrudeln (man muss dazu sagen, dass die Lesedis oft pünktlicher zu den Proben erscheinen als wir).

Kurze Zeit später saßen wir auch schon sämtlichst im Bus und nahmen zum letzen Mal Abschied von der Gaarona-Lodge (liebevoll auch Corona-Lodge genannt). Unser erstes Ziel war der Lion & Safari Park in der Nähe unserer nächsten Unterkunft, dem Lesedi Culture Village.

Im Löwenpark angekommen, wurden wir in einem kleinen vergitterten Bus untergebracht, mit dem es auf unsere erste „Safari“ gehen sollte. Der Begriff Park beschreibt das Gelände wohl am besten – in verschiedenen eingezäunten Bereichen sind nicht nur Löwen, sondern auch Giraffen, Wildhunde, Geparden und Strauße untergebracht. Den größten Teil machen aber die Löwen aus, die aber ebenfalls nach Familien getrennt leben, um Rivalitäten zu vermeiden.

Unser Guide Kevin warnte uns gleich zu Anfang, dass die Raubtiere im Normalfall 20–22 Stunden am Tag schlafen und wir uns keine wilden Jagten ausmalen sollten. Doch selbst schlafende Löwen können unheimlich beeindruckend sein, wenn man sie aus nächster Nähe erlebt. Wir fuhren mit dem Auto bis auf wenige Meter an die verschiedenen Tierfamilien heran, hin- und hergerissen ob es sich mehr lohnte, Kevins Erzählungen und Erklärungen zuzuhören oder einfach nur zu Beobachten. Nach der Tour sowohl um viele Bilder als auch Informationen im Kopf reicher wagten sich ein paar noch näher heran: In einem anderen Bereich konnte man sich Löwenjungen nähern und sie sogar berühren. Tatsächlich hatten wir uns die Kleinen etwas weicher vorgestellt als sie schlussendlich waren und selbst die kleinen Tatzen waren schon ganz schön beeindruckend.

Nach dem Essen und der Möglichkeit, noch etwas in den Shops auf dem Gelände zu stöbern, folgte der wohl härteste Teil des Tages: Wir mussten uns von Sabiha, Vio, Caro, Mikki und Beni verabschieden, die leider die Reise nicht bis zum Ende mitmachen können. Auch den Fünfen fiel der Abschied nicht leicht, vor allem auch wegen der lieb gewonnenen Lesedis, mit denen es ein Wiedersehen, wenn überhaupt, erst im Oktober geben wird.

Wir Übriggebliebenen machten uns dann auf ins Lesedi Culture Village, das nur noch fünf Minuten Busfahrt entfernt war. Nach einem frischen Saft als Willkommensdrink bezogen wir unsere Zimmer. Das Gelände war relativ weitläufig. Es gab, nachempfunden einigen wichtigen Völkern aus dem Süden Afrikas, kleine Dörfer mit wenigen Hütten. Es schliefen also immer nur ein paar von uns in direkter Nachbarschaft, so dass man sich „seiner Kultur“ direkt mehr zugehörig fühlte. Bei einer kleinen geführten Tour bekamen wir aber auch einen Einblick in die anderen Kulturen. Der Weg führte und als erstes ins Dorf der Zulu, denen auch die meisten der Lesedis angehören. Vor dem Eingang lag ein großer Steinhaufen. Wir sollten uns alle einen Stein außerhalb des Haufens suchen, darauf spucken und ihn dann auf den großen Haufen werfen. Je größer der geworfene Stein, desto mehr Glück sollte man haben. Erst nach einer ordnungsgemäßen Begrüßung des Wächters auf Zulu durften wir den Dorfplatz betreten. Unter Einbindung der Gruppe erzählte unser Guide nun einiges über das Leben der Menschen und ihre Traditionen. Von Manchem hatten wir schon gehört, zum Beispiel von der Vorschrift, dass ein Mann mindestens elf Kühe zu bezahlen hat, wenn er eine Frau heiraten möchte. Der genaue Preis hängt vom Stand ab und wird von der Familie der Braut bestimmt. Dies wird heute noch so gehandhabt und ist mit ein Grund, warum die heutige junge Generation sich nicht mehr verheiratet, sie kann es sich ganz einfach nicht leisten. Was wir hingegen noch nicht wussten, ist, dass ein Mann auch noch andere Frauen heiraten kann, die erste allerdings bei so ziemlich allem um Erlaubnis bitten muss (wiederholtes Zitat unseres Guides: „Many cows → many wifes → many problems“).

Allgemein ist die Anzahl der Kühe im Besitz eines Mannes ausschlaggebend für seine Stellung. Deshalb werden die Tiere in der Mitte des Dorfes gehalten, um sie bei Kämpfen besser verteidigen zu können. Ganz anders wird dies in der Kultur der Basotho gehandhabt. Das sehr friedliche Volk aus dem Königreich Lesotho (gesprochen wird Sesotho) hält seine Tiere außerhalb des Dorfes, um im Zweifel nur die Tiere und nicht Menschenleben zu verlieren.

Etwas befremdlich wurde die Situation, als wir auf den Dorfplatz kamen und unser Guide uns Frauen anwies, uns auf die rechte Seite zu stellen, während nur die Männer sich setzen durften. Es folgte die Erklärung, dass wohl nur diese an den Versammlungen zu Entscheidungen im Dorf teilnehmen dürfen, weil Frauen nichts für sich behalten könnten und damit die Sicherheit gefährdeten. Ihre Aufgabe hingegen sei natürlich das Kochen (Überraschung!) wofür es eine spezielle Feuerstelle gibt: Wie ein liegendes Kreuz aus dem Boden wachsend, sodass das Feuer geschützt ist, egal wie der Wind steht.


Nach einem kurzen Abstecher zum Volk der Xhosa und der Ndebele landeten wir schlussendlich bei den Pedi. Zur Zeit der Kolonialisierung gab es Kämpfe zwischen ihnen und den Engländern, die ihrerseits schottische Soldaten in die ersten Reihen stellten. Die Pedi hielten sie aus der Ferne für Frauen, die sie nach Anweisungen ihres Anführers nicht angreifen sollten. Dadurch verloren sie die Schlacht – als Zeichen der Erinnerung werden bis heute Schottenröcke von den Pedi getragen.

Zum Abschluss des Rundgangs wurde noch ein kleiner Snack angeboten – masonja. Die kleinen Raupen (ca 3 cm) werden von Bäumen gepflückt und dann auf unterschiedliche Weise verarbeitet, zum Beispiel frittiert, unsere waren vermutlich in Salzwasser gekocht und dann getrocken. Solange man seine Fantasie ausschalten konnte, schmeckten sie erstaunlich gut, ein bisschen wie Algen, blieben allerdings etwas zu lange in den Zähnen kleben.

Zum Ende des Rundgangs bekamen wir in einem größeren Gebäude noch eine Vorführung von verschiedenen traditionellen Tänzen, wobei sich die Lesedis die Möglichkeit zu ein paar spontanen Soloeinlagen nicht nehmen ließen.

Nach dem üppigen Abendessen fand sich noch eine kleinere Gruppe zu einem Rundgang durch einige Zimmer zusammen (die ja sehr unterschiedlich aussahen). Schließlich ließen wir den Abend gemütlich am Lagerfeuer ausklingen.

Gefördert durch ENGAGEMENT GLOBAL mit Mitteln des BMZ
 




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