14.03.20 – "Should I english it?"

Der heutige Tag stand ganz im Sinne des letzten Konzerts dieser Südafrika-Tournee. So ging es direkt nach dem Frühstück in voller Konzertmontur nach Matsulu, was ca. anderthalb Stunden von unserer derzeitigen Unterkunft entfernt liegt. Neben uns und den Lesedis traten noch weitere Chöre auf, wie beispielsweise der Gospelchor „Healing voices“. Der Ablauf des Konzerts war wieder mal etwas anders, als wir Deutschen es gewohnt sind – eben südafrikanischer: Anstatt dass jeder Chor sein komplettes Programm nacheinander präsentiert und das Konzert somit einen Rahmen von ein bis zwei Stunden hätte, besteht das Konzert aus drei Teilen, in denen jeder Chor zunächst nur zwei Lieder darbietet und dann erst die anderen Gruppen an der Reihe sind, bevor eine neue Runde startet und sich das Prozedere wiederholt. Für uns wurde hier eine kleine Ausnahme gemacht, da wir nach unseren zwei Stücken ohne Lesedis (Elgar, erster Satz und Piazolla, Libertango) auch noch direkt mit den Lesedis auf der Bühne stehen wollten. Nur durch diese direkte Kombination wirkt unsere Idee des kulturellen Austauschs und die Verschmelzung der zunächst so unterschiedlich wirkenden Art des Musizierens. Begeisterung pur war die Reaktion des Publikums und auch der Moderator, ein engagierter Radiosprecher des Radiosenders „Igwala Gwala FM“ mit einer wohl relativ bekannten Radiosendung, wiederholte ohne Pause und voller Begeisterung: „How does it work? How is it possible that you can play our music?“. Dieser hatte seine Moderation zu Beginn des Konzerts noch nicht in der englischen Sprache formuliert, wurde dann jedoch mit der Frage „Should I english it?“ zunehmend englischer und hat uns Gäste aus dem weit entfernten Germany sehr nett, wenn auch etwas zu laut, begrüßt. Zu laut bezieht sich hier auf die sehr weit aufgedrehte Musik- und Mikrofonanlage, die schon in ähnlich lauter Form bei diversen anderen Konzerten zum Einsatz kam. So hat uns ein zwischenzeitlicher Stromausfall nicht so sehr gestört, da das bedeutete, dass die Moderation ohne Verstärkung fortgeführt wurde... ;D

Trotz hoher Temperaturen – Außentemperatur mit über 30 Grad – hatten wir alle unglaublich viel Spaß am gemeinsamen Auftreten. Dies haben wir schon sehr oft bei den Lesedis beobachtet und von ihnen gelernt: Egal wie heiß es ist oder wie müde man sich fühlt, sobald man auf der Bühne steht muss die Energie gebündelt und nach außen ins Publikum übertragen werden.

Für uns eher überraschend und ungewöhnlich war mitten im Konzert der Auftritt einer Vertreterin für das digitale Unterrichtsportal „e-school“, unterstützt durch vodacom. Ein Werbeauftritt, der unseren Quellen nach fast nichts oder sogar nichts gekostet hat. Das wäre bei uns in Deutschland unvorstellbar. Zusätzlich erscheint einem dieser Auftritt über eine digitale Unterrichtsmethode als Ironie des Schicksals, wenn man heute erfahren hat, dass bei uns in Deutschland sämtliche Schule für die nächsten vier Wochen geschlossen werden, doesn't it?

Zurück zu unserem Konzert: Da wir in den vergangenen Tagen gemeinsam mit Thabang noch weitere afrikanische Lieder gelernt haben, konnten wir diese heute in einem erweiterten Repertoire vor Publikum singen. Das Publikum tobte vor Freude und Überraschung als wir nicht nur gemeinsam mit den Lesedis musizierten, sondern auch zeigten, dass wir die afrikanischen Lieder eben auch gemeinsam singen können. Thabang hatte uns zu den einstudierten Liedern auch unterschiedliche Choreographien beigebracht, wodurch wir auch noch beim dritten und letzten Teil des Konzertes mitwirken und mithalten konnten. Für diesen Teil ziehen sich alle Chöre nochmal andere Kostüme an und zeigen, was sie zusätzlich zum Singen tänzerisch und choreographisch noch so alles drauf haben.

Nach insgesamt 4h saßen wir dann alle im Bus und traten zufrieden, aber auch sehr müde wieder den Rückweg zur Unterkunft an. Dort angekommen und nach langersehntem Duschen und Essen, wiederholten wir gemeinsam die deutschen Lieder („Es tönen die Lieder“ und „Viel Glück und viel Segen“) sowie die afrikanischen „Hey Wena Africa“ und „Africa“. Daraufhin machten wir uns noch an das Notieren weiterer afrikanischer Lieder – wir haben mittlerweile eine beachtliche Sammlung. Das Aufschreiben der oft sehr komplizierten Rhythmen und der Solostimmen vs. Chorstimmen ist oft nicht so leicht und ziemlich anstrengend, aber der Spaß bleibt trotzdem nie auf der Strecke. Vor allem ist es sehr beeindruckend, wie geduldig die Lesedis ihre Parts immer wieder wiederholen, damit wir das Gesungene in Notenform festhalten können.

So langsam merken wir alle, dass die gemeinsamen Tage, oder sogar Stunden, hier in Südafrika gezählt sind. Diese nutzen wir aber auf jeden Fall nochmal richtig aus! Morgen geht's nach Swaziland!

Gute Nacht und bis morgen. Oder „Should I english it?“ :-D – Good night, see you tomorrow!

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